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Alpine Schwammerln "gewildert"

Verfasst: 16.08.2020, 23:33
von Helmut
Liebe Freunde der alpinen Schwammerln,
letzte Woche war ich mal wieder im alpinen Bereich über 2000 m unterwegs, diesmal auf österreichischer Seite. Den Pilzen sind die Grenzen ja wurscht :-).
Ich erlaube mir, die Fotos aneinander zu reihen ohne Namen, da ich die meisten tatsächlich noch nicht bestimmt habe. Das Problem dort oben sind die extremen Witterungsbedingungen. Z. B. die Clitocybe spec. 3 wurde erst am Nachmittag gesammelt, nach mehreren Stunden massiver UV-Bestrahlung und Wind - entsprechend ausgetrocknet waren sie. Vormittags waren die alpinen Matten noch feucht und die Pilze frisch.
Gruß Helmut

Re: Alpine Schwammerln "gewildert"

Verfasst: 17.08.2020, 10:45
von Th_Salzburg
Lieber Helmut,

anbei jetzt auch zum ersten Beitrag mein "Senf".

Alpine Pilze leiden zwischen "Sonnenbrand" und "Frostbeulen" , das macht das Bestimmen oft sehr schwierig bis unmöglich.
Vielleicht helfen folgende Anmerkungen:

Cortinarius (Tel) auf Rohboden mit Salix herbacea sieht ganz nach C. inops aus - Lamellenschneide mit Zystiden, realtiv dunkel und mit Buckel und bräunlichem V am Hrand und auch am Stiel ohne violette Farben in den L. und im Fl.
1470_05.jpg
067-20a.jpg
Cortinarius inops
067-20m_Cheilo1.jpg
Cheilozystiden

Clitocybe spec. 1 sieht so ähnlich aus, was ich als Clitocybe bresadolana bestimmt habe.
116-19a.jpg
Clitocybe cf. bresadolana


Bin schon gespannt, was bei Deinen Inocyben herauskommt - die sind ja alpin sehr häufig.

Beste Grüße, Thomas

Re: Alpine Schwammerln "gewildert"

Verfasst: 17.08.2020, 19:56
von Gernot
Lieber Helmut,

finde ich ebenfalls schön, dass du mal ein paar Schwammerl aus der Höhe zeigst.

Die Blasssporrüblinge sind dort droben wirklich sehr häufig, allerdings habe ich meine bislang immer als Gymnopus dryophilus bestimmt, so auch diese Kollektion von letzter Woche:
2020-08-13-Frastanz u. Umgebung - Sonnenkopf-Riedboden, Silbertal-0008-JPEG 1000px-2.jpg
.
Bist du dir mit G. aquosus sicher?
Thomas, du bist diesen Pilzen sicher auch schon oft begegnet, hast du sie dir mal näher angeschaut?

Zu Thomas' Vorschlägen hätte ich noch zwei Ergänzungsfotos. Ob man die kleinen braunen Telamonien wirklich morphologisch bestimmen kann, weiß ich nicht – folgende Kollektion habe ich aber ebenfalls mal als C. inops angesprochen (obwohl etwas ausgeblasst).
2018-08-22-Frastanz u_292513.jpg
.
Und noch ein Foto von C. bresadolana:
2018-08-20-Frastanz u_292456-JPEG 1000px-2.jpg
.
Schöne Grüße
Gernot

Re: Alpine Schwammerln "gewildert"

Verfasst: 18.08.2020, 15:30
von Th_Salzburg
Lieber Gernot, lieber Helmut!

ad Gymnopus - stimmt trifft man immer wieder an (zumeist schon vertrocknet) - nachstehende Kollektion habe ich durch die blassen Farben und die aufgeblasenen Stbasis als aquosus bestimmt - Mikros muss ist nachschauen (meine Aufzeichnungen hab ich im Museum).
152-14.jpg
152_14a.jpg
-

ad Clitocybe spec. 3 mit Dryas octopetala - könnte Clitocybe dryadicola (Artrang umstritten) sein.

ad dunkle alpine Telamonien - hats natürlich recht, ich hab' auch ein paar Kollektionen ohne Namen liegen aber mit den Cheilos und den fehlenden violetten Farben hab' ich deratige Aufsammlungen als C. inops (ss. Lamoure 1977 bzw. 1978) bestimmt. Wichtig dabei ist mAn nur Gruppen im absolut frischen Zustand zu sammeln.


Beste Grüße, Thomas

Re: Alpine Schwammerln "gewildert"

Verfasst: 19.08.2020, 13:05
von Gernot
Lieber Thomas,

danke für die Rückmeldung. Bei meinen bisherigen Gymnopus-Kollektionen waren die (oft unscheinbaren) Cheilozystiden eher knorrig und kaum aufgeblasen, deshalb die Bestimmungen als G. dryophilus. Anscheinend kommen aber eh beide Arten alpin vor (vgl. z. B. Ludwig).

Schöne Grüße
Gernot

Re: Alpine Schwammerln "gewildert"

Verfasst: 22.08.2020, 13:14
von Helmut
Danke für Eure interessanten Beiträge! Ich hatte einfach nur die Fotos zeigen wollen, ohne vorherige Bestimmungsversuche. Zu den Rüblingen: Die hatte ich schon ziemlich früh in meiner "alpinen Karriere" (2011 oder 2012) gefunden und als aquosus bestimmt (was ausschlagebend war, weiß ich nicht mehr). Ich war bisher davon ausgegangen, dass es da oben nur diese eine Art gibt und hatte mich da wohl an Jamoni orientiert. Der schreibt, dass die Cheilozystiden bei ihm eine große Variabilität zeigen ("remarkably polymorphism"), und weiter: "...the clavate, swollen cheilocystidia typical of C. aquosa were often mixed, at times even dominating in number, with others showing a more diverticulate, even coralloid, morphology of the dryophila-type, even if less elongate." Ich muss gestehen, dass ich die vielen Funde (m. E. die häufigste Pilzart über 2000 m) nicht durchmikroskopiert habe. Dort oben nehme ich alle Gattungen mit - nicht nur Inocyben - , weil es relativ wenige Mykologen gibt, die in alpinen Matten suchen (vor allem, wenn keine Bahn rauffährt :-)). Die stelle ich auch gerne für Untersuchungen zur Verfügung.
Gruß Helmut

Re: Alpine Schwammerln "gewildert"

Verfasst: 01.09.2020, 14:20
von Irmgard
Servus Helmut,
danke für die Alpinpilze. Kollektionen, die im Gelände frisch und gut beisammen waren, nehme ich gerne zum Sequenzieren. Wenn sie im Gelände schon bedient ausehen, dann hat es keinen Sinn.
Schick mir einfach mal welche.
LG
Irmgard