Noch namensloser Pilz
Verfasst: 31.05.2020, 20:17
Liebe Fachgemeinde,
gestern am 30.5.2020 fand ich im Buchenwald bei Hadersdorf in Wien wieder mal einen Pilz, der mir seinen Namen nicht verraten möchte.
Zuerst dachte ich an Pholiota lenta (Tonweisser Schüppling). Der bittere Geschmack und die relativ dunklen Lamellen sprechen aber dagegen und die Sporen des aufgefundenen Pilzes sind für Pholiota lenta deutlich zu groß.
Der bittere Geschmack und die Jahreszeit ließen mich auch gleich an Agrocybe praecox und Agrocybe (Cyclocybe) erebia) denken. Es fehlen aber die Ringstrukturen (durch Regen abgewaschen?) und die weissen Flocken im oberen Stielbereich sprechen sehr dagegen. Agrocybe praecox hat so wie ich ihn kenne insgesamt auch mehr gelbbraune Farbkomponenten.
Oder könnte es sogar eine Hebeloma-Art (Hebeloma birrus bzw. H. laterinum) sein? Passt zwar gar nicht zur Jahreszeit, aber die Witterung der letzten Wochen ja auch nicht. Der wurzelnde Stiel und die Sporengröße würden zumindest auf H. birrus oder H. laterinum hinweisen.
Wo ist ein Denkfehler? Oder ist es vielleicht ganz etwas anderes?
Leider fand ich nur einen Pilz mittleren Alters, der sich wie folgt beschreiben lässt:
Substrat: Buche, auf Modererde
Geruch: angenehm pilzig
Geschmack: mäßig bitter
Hut: konvex, 45 mm, lebhaft braun, gelifiziert-schmierig, ganz am Rand leicht durchscheinend gerieft, stellenweise feine weisse Velumsflocken angedeutet, Hutrand eingerollt
Stiel: 75x7-12, hohl, oben weissflockig, Mitte braun gerillt, unten mit einer Art Volva und wurzelnd
Lamellen: ausgebuchtet angewachsen, dichtstehend, mit Zwischenlamellen unregelmäßig gewellt, graubraun
Sporen: 8,25-9,75x4,5-5,5ym, amygdaloid, mit vergleichsweise großem Apikulus, Keimporus?, Ornamentierung erkennbar, in Melzer deutlich dextrinoid
Zystiden an Lamellen: durchschnittlich 10x60, fusiform, nur vereinzelt zu finden
Basidien: meist 20-25x7-10, (zwei- oder) viersporig
Huthaut: unter parallel liegenden Hyphen sind dickere pigmentierte Strukturen erkennbar
Ich habe die Lamellen auch mit Lugol angefärbt und es zeigte sich vor allem in den Basidien eine starke dunkelblaugraue Reaktion, was mir in der Durchsicht meiner Literatur aber auch nicht wirklich weiterhalf.
Hier die Fotos des Unbekannten:
Schöne Grüße und danke für eure Fachmeinungen!
......und falls der Pilz wieder mal als Unbekannter verbleiben muss, so war es doch wieder mal eine schöne Zeit im Wald und eine kleine Literaturstudiums- und Mikroskopierübungspraxis an einem verregneten Tag zuhause.....
Christian
gestern am 30.5.2020 fand ich im Buchenwald bei Hadersdorf in Wien wieder mal einen Pilz, der mir seinen Namen nicht verraten möchte.
Zuerst dachte ich an Pholiota lenta (Tonweisser Schüppling). Der bittere Geschmack und die relativ dunklen Lamellen sprechen aber dagegen und die Sporen des aufgefundenen Pilzes sind für Pholiota lenta deutlich zu groß.
Der bittere Geschmack und die Jahreszeit ließen mich auch gleich an Agrocybe praecox und Agrocybe (Cyclocybe) erebia) denken. Es fehlen aber die Ringstrukturen (durch Regen abgewaschen?) und die weissen Flocken im oberen Stielbereich sprechen sehr dagegen. Agrocybe praecox hat so wie ich ihn kenne insgesamt auch mehr gelbbraune Farbkomponenten.
Oder könnte es sogar eine Hebeloma-Art (Hebeloma birrus bzw. H. laterinum) sein? Passt zwar gar nicht zur Jahreszeit, aber die Witterung der letzten Wochen ja auch nicht. Der wurzelnde Stiel und die Sporengröße würden zumindest auf H. birrus oder H. laterinum hinweisen.
Wo ist ein Denkfehler? Oder ist es vielleicht ganz etwas anderes?
Leider fand ich nur einen Pilz mittleren Alters, der sich wie folgt beschreiben lässt:
Substrat: Buche, auf Modererde
Geruch: angenehm pilzig
Geschmack: mäßig bitter
Hut: konvex, 45 mm, lebhaft braun, gelifiziert-schmierig, ganz am Rand leicht durchscheinend gerieft, stellenweise feine weisse Velumsflocken angedeutet, Hutrand eingerollt
Stiel: 75x7-12, hohl, oben weissflockig, Mitte braun gerillt, unten mit einer Art Volva und wurzelnd
Lamellen: ausgebuchtet angewachsen, dichtstehend, mit Zwischenlamellen unregelmäßig gewellt, graubraun
Sporen: 8,25-9,75x4,5-5,5ym, amygdaloid, mit vergleichsweise großem Apikulus, Keimporus?, Ornamentierung erkennbar, in Melzer deutlich dextrinoid
Zystiden an Lamellen: durchschnittlich 10x60, fusiform, nur vereinzelt zu finden
Basidien: meist 20-25x7-10, (zwei- oder) viersporig
Huthaut: unter parallel liegenden Hyphen sind dickere pigmentierte Strukturen erkennbar
Ich habe die Lamellen auch mit Lugol angefärbt und es zeigte sich vor allem in den Basidien eine starke dunkelblaugraue Reaktion, was mir in der Durchsicht meiner Literatur aber auch nicht wirklich weiterhalf.
Hier die Fotos des Unbekannten:
Schöne Grüße und danke für eure Fachmeinungen!
......und falls der Pilz wieder mal als Unbekannter verbleiben muss, so war es doch wieder mal eine schöne Zeit im Wald und eine kleine Literaturstudiums- und Mikroskopierübungspraxis an einem verregneten Tag zuhause.....
Christian