Re: Wiesenzeit - die "Problemfälle"

#2
gelbe, unverzweigte, nicht büschelig wachsende Clavulinopsis

C. helvola und C. laeticolor sind ja anhand der markanten Sporenform einfach zu erkennen.
Kollektionen mit glatten Sporen und kurzem Apikulus habe ich mal als C. luteoalba abgelegt, wollte mich allerdings noch mal versichern, ob es hier auch wirklich keine anderen Arten gibt die in Frage kommen

Lg

Re: Wiesenzeit - die "Problemfälle"

#3
Servus Florian,
von C. luteoalba gibt es noch eine var. longispora mit Sporen 10-12 (-15) x 5-6 µm. Im Jülich finde ich weiters die beiden seltenen Arten C. daigremontiana (Sporen eiförmig, 5-6,5 x 3-3,8-4,5 µm), also relativ breite Sporen, auf Brandstellen, sumpfige Orte. Sowie mit schmäleren Sporen C. citrinoalba. Auch kann C. luteonana bisweilen unverzweigt vorkommen.
Vielleicht gibt es dazu noch weitere Literatur, die ich jetzt nicht so im Kopf habe.
LG
Irmgard

Re: Wiesenzeit - die "Problemfälle"

#4
Lieber Florian,

wie Irmgard schon angedeutet hat, geistern da eine Reihe kaum bekannter Taxa durch die (vor allem ältere) Literatur (Corner, Jülich...). Recht umfangreiche Schlüssel zu den keulenförmigen und coralloiden Pilzen, darunter auch Clavulinopsis, finden sich zudem in Gannaz & Raillère-Burat (Cahiers de la FMBDS 6, 2017). Geht man nach Funga Nordica, sieht die ganze Sache etwas übersichtlicher aus.
Die m. M. n. relevanten Merkmale für Clavulinopsis luteoalba sind makroskopisch die gelborangen bis lachsfarbenen, etwas bereiften Fruchtkörper, anhand derer man die Art eigentlich schon im Feld ganz gut ansprechen kann, sowie mikroskopisch die relativ länglich-ellipsoiden Sporen ohne stark ausgeprägten Apikulus. Hier zwei Vergleichsfotos:
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Schöne Grüße
Gernot

Re: Wiesenzeit - die "Problemfälle"

#5
Liebe Irmgard, lieber Gernot,

herzlichen Dank erst mal für eure Hilfe.

leider konnte ich die Sporen noch nicht vermessen (ich warte gerade noch auf die bestellte Strichplatte fürs neue Mikro) aber die Form würde meines Erachtens nach ziemlich für C. luteoalba sprechen. Die größe der Sporen war auf jeden Fall ziemlich gleich wie die von C. helvola, allerdings deutlich länglicher.
Die Bereifung ist mir bei beiden Funden nicht wirklich aufgefallen, allerdings wurden beide bei Regenwetter gesammelt. Auf den Bildern meine ich im unteren Bereich der Fruchtkörper aber eine leichte Bereifung zu erkennen.
Beidemale ist mir jedoch die etwas andere Farbe (sattgelb mit leichtem orange) im Vergleich zu den Kollektionen von C. helvola aufgefallen.

Ich habe dir (Irmgard) die beiden Exsikkate noch zu den ganzen anderen evtl. interessanten Sachen gepackt, die ich dir schon länger schicken wollte, aber ich bin wie gesagt erst in den letzten beiden Wochen dazugekommen mal Ordnung zu machen und alles durzusortieren.

Liebe Grüße
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Re: Wiesenzeit - die "Problemfälle"

#7
Liebe Irmgard,

schön zu hören, dass alles gut angekommen ist. Fundlisten (Stand 31.12.20) bekommst du heute auch noch.



Hygrocybe cf. reidii
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Hut - bis 3cm
Stiel - bis 5cm
Geruch - notiert als unangenehm, etwas stechend
Geschmack - unauffällig

Tramahyphen (Lamellen) - recht kurz, ca 60-100µm
HDS - cutis, auch in ganz jungen Fruchtkörpern
Sporen - länglich, ellipsoid-ovoid, nur vereinzelt mit konkaver Seite, bzw. teils leicht geschnürt (~10%)
Basidien - auffällig lang im Vergleich zu anderen Hygrocyben

wegen der Notiz zum Geruch hatte ich erst an H. quieta gedacht, aber dafür passen weder HDS noch Sporen. Mit den Mikromerkmalen bleibt eigenlitch nur H. reidii über, oder hab ich da irgendwas übersehen?
Der Geruch irritiert mich noch immer (kam definitiv von den Pilzen, Geruch der Hände hab ich laut meinen Notizen kontrolliert) aber vielleicht hat auch der Zersetzungsprozess schon begonnen und kommt daher.

Lg

Re: Wiesenzeit - die "Problemfälle"

#8
Hygrocybe cf. salicis-herbaceae
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Dank Gernots Hinweis habe ich zumindest vom Exsikkat eine Kostprobe genommen und konnte auch einen leicht bitteren/adstringierenden Geschmack feststellen.

Nachdem die (für mich) naheliegende Lösung des Problems, H. mucronella, durch einen Blick auf die Sporen gleich wieder verworfen werden musste, hab ich die Kollektion mal nach den Mikros geschlüsselt und bin bei H. salicis-herbaceae gelandet.
Der Geschmack würde ja auch hier passen, aber das Habitat erscheint mir als unplausibel. Die Kollektion ist von einer Alm auf ca. 1100m, also noch weit von arktisch/alpinem Klima weg.

Liebe Grüße

Re: Wiesenzeit - die "Problemfälle"

#9
und zum Abschluss noch eine Kollektion wo ich einen Schubs in die richtige Richtung brauchen könnte.

Eigentlich dachte ich im Feld an Entoloma byssisedum, aber Ento is es mal sicher keine.
Nachdem ich im Moment gar keinen Plan habe wo ich weitersuchen soll wäre ich für jeden Tipp dankbar.

Sporen länglich, glatt, Form recht variabel, richtung Apikulus verjüngt, Q meist bei ca. 1,8-2
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Liebe Grüße

Re: Wiesenzeit - die "Problemfälle"

#10
Lieber Florian,

Hygrocybe reidii kann schon mal eine unangenehme ranzige Komponente im Geruch haben. Überhaupt liegen die Gerüche "ranzig" und "Kunsthonig" m. E. oft recht nahe beieinander, so ähnlich wie Mehl und Gurke... Insgesamt sehe ich eigentlich nichts, das für mich gegen H. reidii sprechen würde.

Der andere Saftling ist interessant. Welche Mikromerkmale hast du denn ermittelt? Waren Hut und Stiel klebrig oder trocken?

Der letzte Pilz dürfte in den mittlerweile recht großen Umkreis von Arrhenia acerosa gehören.

Schöne Grüße
Gernot

Re: Wiesenzeit - die "Problemfälle"

#11
Servus Gernot,



bei H. reidii hat mich eigentlich nur der Geruch gestört, aber wenn der auch ins unangenehm-ranzige gehen kann erklärt sich auch das.



Der zweite Saftling hatte einen trockenen Stiel und schmierigen Hut

Sporen - breit ellypsoid, einige wenige mit leicht konkaver Seite, Q im allgemeinen deutlich unter 2, meistens eher richtung 1,5
HDS - großteils eine ixocutis, teilweise eher richtung ixotrichoderm gehend (teils auch eine cutis, aber die Fruchtkörper standen ziemlich offen und hatten da und dort schon leichte Ansätze von Sonnenbrand)
Lamellentrama - subregular, Zellen bis ca 150µm
stipitepellis - cutis

wenn ich den leicht bitteren Geschmack außen vor lasse, dann erscheint es mir am plausibelsten, dass ich Form und Q der Sporen falsch interpretiert habe und am Ende ganz einfach H. coccinea rauskommt.
Angeblich wird die Woche auch endlich meine Strichplatte geliefert, dann werd ich mich mal durchmessen und danach hoffentlich schlauer sein.




Arrhenia acerosa agg. passt ziemlich perfekt. Auch der Standort in einem relativ frischen Kuhtritt schein ja recht Typisch für diese Art(en) zu sein.




Herzlichen Dank und Liebe Grüße

Re: Wiesenzeit - die "Problemfälle"

#12
Servus, Florian,

mit den mikroskopischen Merkmalen wird es wohl tatsächlich H. coccinea sein. Makroskopisch passt es ja auch, nur machen die Fruchtkörper am Foto für mich einen eher schmächtigen Eindruck, allerdings ist die Größe bei H. coccinea natürlich recht variabel.
Was den Geschmack betrifft: Ich habe selber bislang noch kaum Saftlinge gekostet, mit der Ausnahme von H. ceracea und H. mucronella. Hygrocybe ceracea nur deshalb, weil ich da einen orangehütigen Fund im Alpinen mit Verdacht auf H. salicis-herbaceae hatte, der sich aber dann eben doch als H. ceracea herausgestellt hat. Da war der Geschmack m. E. auch schwach unangenehm zusammenziehend und irgendwie schärflich-bitterlich. Jedenfalls nicht so stark, wie für H. salicis-herbaceae beschrieben. Hygrocybe mucronella ist einer der bittersten Pilze, den ich je gekostet habe – dagegen schmeckt ein Gallenröhrling für mich wie Reiswaffel. Teilweise hört man ja auch von süßlichem Geschmack bei den Saftlingen und Ellerlingen...

Schöne Grüße
Gernot

Re: Wiesenzeit - die "Problemfälle"

#13
Danke für die weiteren Ausführungen. Teils fällt es mir doch noch recht schwer, die Literaturangaben zu Geruch und Geschmack richtig einzuschätzen, zumindest wenn mir der Vergleich fehlt.
Von der Kategorie Gallenröhrling ist der Fund aber auf jeden Fall weit weg

Ich bin nach dem Schlüssel von Boertmann vorgegangen, konnte aber die als Unterscheidungsmerkmal angegebenen, mandelförmigen Sporen nicht finden. Wenn ich mir allerdings seine Zeichnungen zu H. coccinea ansehe kann ich beim besten Willen auch keine mandelförmigen Sporen erkennen

Die Fruchtkörper waren übrigens wirklich ziemlich schmächtig, die größeren mit kaum über 10mm Hutdurchmesser



Ich hab übrigens mal Cuphophyllus berkeleyi gekostet, der hat wirklich einen deutlich süßlichen, aber von mir als recht unangenehm empfundenen Geschmack, der sich relativ lange im Mund festsetzt.
Die paar die ich bisher sonst noch gekostet habe waren alle eher nichtssagend.


Liebe Grüße

Re: Wiesenzeit - die "Problemfälle"

#14
Grüß euch,

nachdem ich grade dringend eine Pause von Entolomen brauche sind gestern Abend einige der „Einzelfälle“, bei denen ich noch gar keinen Plan habe, unterm Mikro gelandet.
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Standort: 1100m, Almwiese, Kalk
H ca. 12cm
Geruch und Geschmack stark mehlig

Sporen: ellipsoid, teils leicht gerippt, bin aber nicht ganz sicher ob ich das richtig interpretiert habe
Schnallen vorhanden
Cheilos habe ich keine gesehen

Nach Gröger komme ich bei Clitopilus paxilloides raus, allerdings finde ich zu der Art ansonsten gar keine Beschreibungen.
Oder bin ich da überhaupt in der komplett falschen Richtung unterwegs?

Lg