Am Freitag fand ich eine Gruppe dieser seltsamen Kraterellen (s.l.) – Ulmer Hochsträß, MTB 7624-243, 640 mNN.
Diesen Fund habe ich schon mit Lothar K. diskutiert, der aber auch keine zündende Idee hat. Nun frage ich mal bei Euch nach...
Habitat:
- Basische Lösslehmauflage mit geringer Humusschicht über Kalk, kann oberflächensauer sein.
- Wuchsort direkt unter einer Linde (Stamm-Ø 15 cm), weitere Junglinden, viele sehr junge Fichten (Stamm-Ø 1 – 4 cm), eine sehr junge Buche (3 m entfernt), Brombeeren, Farn, Gras – siehe Foto. Relativ hell – außer der Linde keine größeren Bäume in Sonnenrichtung. Die Frk. wachsen aus dem Boden, kein Holz ertastbar.
- Knapp 3 m entfernt wächst seit Jahren Craterellus tubaeformis auf finalmorschem Fichtenstubben.
Fruchtkörper – Makro:
- Gesellig bis büschelig, manche Frk. sind miteinander verwachsen (Stiele + Trichter)
- Höhe 6 – 8 cm, Trichter-Ø 2 – 3,5 cm, flauschiger Trichterrand gewellt bis gekräuselt, hohle Stiele (Ø 0,5 – 1 cm) zusammengedrückt bis gefurcht – von Anfang an durchgehendes Loch vom Trichter bis in die Stielbasis
- Außenfarbe/Fruchtschicht hellgelb mit einen Stich ins Apricot, innen feucht hellgelb – trocken weiß
- Hymenophor nur flache Adern/Runzeln – keine lamellenartigen Leisten
- Geruch unauffällig (sicher keine Marillen)
- Hyphen mit häufigen Septen – dort leicht eingeschnürt, keine Schnallen
- "Haare" vom flauschigen Rand + Innenbereich mit runder Endung, wenig septiert, mit Luftbläschen?
- Basidien leicht keulig, längs optisch "zweigeteilt" (ohne Septe) – oben mit lichtbrechendem Inhalt, unten ohne; reife/abgesporte Basidien 60 – 84 µm x Ø oben 8 – 9,5 / unten 5 - 6 µm, 2 bis 6-sporig – meist 5-sporig
- Sporen im Durchlicht und Wasser leicht gelblich, ellipsoid mit leichter Apfelkernform, Größe 10,1 x 7,2 (9,2 – 12,6 x 6,3 – 7,8), Q = 1,46 (1,3 – 1,6); n = 16
Diskussion:
Bei meinen Bestimmungsbemühungen habe ich u.a. folgende Veröffentlichungen herangezogen:
(1) https://www.researchgate.net/publicatio ... C_konradii (Craterellus konradii and an Intermediate form between C. cornucopioides and C. konradii – 1989)
(2) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9325540/ (A Contribution to Knowledge of Craterellus (Hydnaceae, Cantharellales) in China: Three New Taxa and Amended Descriptions of Two Previous Species – 2022)
- Die Arten rund um C. tubaeformis und C. lutescens haben an fast jeder Septe Schnallen – kommt nicht Frage.
- Die Arten rund um C. cornucopioides bis C. konradii haben 2-sporige Basidien – kommt nicht Frage.
- In (2) werden 2 Arten mit Septen ohne Schnallen und 2 bis 6-sporigen Basidien beschrieben: Craterellus parvopullus – herbsttrompetenähnlich, der aber schon makroskopisch nicht in Frage kommt (abgesehen vom Vorkommen in China) und Craterellus aureus – das Bild "B" in Figure 3 kommt aber meinem Fund schon recht nahe. Im Phylogramm kommt dieser in der "Lineage 1 Craterellus aureus/luteus" (blaue Schrift). So ganz passt dieser C. aureus aber auch nicht – Größe/Form alt, Rand, Sporen zu klein... Aber die Richtung ist schon mal nicht schlecht.
Was meint Ihr dazu?
Herzliche Grüße – Rika (UmUlmHerum)
Hier erst die Makro-Fotos, in einer Antwort kommen die Mikro-Bilder.
Die Fruchtkörper befinden sich unten rechts der Bildmitte: