Juni-Pilze

#1
Hallo,

es ist schon wieder Zeit für den Monatsrückblick, bunt gemischt von "banal" bis "besonders". Einige Arten zeigten sich im Juni unerwartet früh, seit Beginn der aktuellen Hitzewelle wird es aber wieder etwas schwieriger, halbwegs ansehnliche bzw. interessantere Großschwammerl zu finden.
Fangen wir diesmal mit den Lamellenpilzen an.

Agaricus moelleri: In der Streu bei Abies.
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Agrocybe pediades: Zwergexemplare in einem kleinflächigen Parkrasen.
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Amanita ceciliae: Bei Populus, Fagus, Picea etc.
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Amanita phalloides: Bei Corylus, Carpinus, Populus etc.
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Amanita rubescens var. annulosulfurea: Kalk-Buchenwald.
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Callistosporium luteo-olivaceum: Morscher Pinus-Strunk.
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Chamaemyces fracidus: Mischwald über Kalk.
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Collybiopsis vaillantii (= Marasmiellus v.): In Parkrasen auf Borken- und Blattresten von Platane.
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Coprinellus domesticus s. l.: Auf vergrabenem Laubholz bzw. direkt daneben. Die Sporengröße passt wohl etwas besser zu C. domesticus als zu C. ellisii, sicher festlegen könnte ich mich aber nicht. Die beiden Taxa werden ja von einigen Autoren synonymisiert. Ein Ozonium war übrigens nicht vorhanden.
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Cortinarius cotoneus: Kalk-Buchenwald.
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Cortinarius stillatitius: Moosiger, trockener Hang bei Pinus und Picea. Die Unterscheidung von C. mucifluus ist heikel, da diese Art anscheinend auch bisweilen schwache Violetttöne am Stiel aufweisen kann.
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Cystolepiota moelleri: Niederwald bei Corylus, Fraxinus etc. Der letzte österreichische Nachweis liegt laut DB schon über 25 Jahre zurück. Erstnachweis für die Steiermark.
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Flammulaster speireoides: Ein winziger Blätterpilz auf nackter Erde an einer Wegböschung.
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Lactarius rostratus: Bei Fagus und Quercus.
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Marasmiellus ramealis: Rubus-Ranken.
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Neolentinus lepideus: Morscher Pinus-Strunk. Siehe die Diskussion unten.
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Panaeolus guttulatus: Wegrand unter Tilia. Erstnachweis für die Steiermark.
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Pluteus semibulbosus: Liegender, morscher Laubholz-Ast. Typisch ausgeprägte Fruchtkörper (helle Farbe, klein, verdickte Stielbasis, auf Laubholz) kann man m. E. bereits makroskopisch ansprechen.
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Pluteus nanus: Terrestrisch oder evtl. an Laubholzstück.
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Psathyrella suavissima: Unter liegendem Laubholz-Stamm hervorwachsend.
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Russula puellula: An der Basis einer alten Buche, über Kalk.
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Tricholoma scalpturatum f. album: Bei Corylus, Populus, Carpinus etc.
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Tricholomopsis sulphureoides: Liegendes, morsches Pinus-Stammstück. Die Abgrenzung von T. badinensis ist schwierig, es sollte aber insgesamt besser für T. sulphureoides passen. Diese Art fanden wir bereits bei unserer dreitätigen AHP-Exkursion im Mooslandl (durch ABOL genetisch bestätigt).
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Re: Juni-Pilze

#2
Restliches...

Elaiopezia obtusapiculata: Liegendes Laubholz-Stück.
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Helvella pithyophila: Verwachsener Wegrand unter Populus tremula und anderen Laubbäumen.
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Pezicula carpinea: Liegender Carpinus-Stamm.
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Amylocorticium subincarnatum: Liegender, entrindeter Picea-Stamm. Erstnachweis für die Steiermark.
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Botryobasidium subcoronatum: Morsches Holzstück.
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Ceratobasidium cornigerum: Liegender, berindeter Picea-Ast.
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Hyphoderma medioburiense: Liegender Abies-Ast. Erstnachweis für die Steiermark.
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Repetobasidium erikssonii: Liegender Abies-Ast.
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Saccosoma farinaceum: Liegender Abies-Ast.
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Thanatephorus brevisporus: Liegendes, morsches Holzstück.
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Cantharellus pallens: Kalk-Buchenwald.
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Ceriporia viridans: Liegender Fagus-Ast.
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Oxyporus ravidus: Liegender Fagus-Stamm.
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Butyriboletus regius: Ein neues Fundgebiet im Bezirk Graz-Umgebung, jedoch nicht allzu weit von den bekannten Standorten, z. B. in der Nähe von Rein, entfernt.
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Caloboletus polygonius var. ereticulatus: Buchen-Wald über Dolomit, mit einer einzelnen Fichte in der Nähe. Ein sehr interessanter Nachweis – unterscheidet sich von C. calopus durch das fehlende Stielnetz (nur an der obersten Stielspitze schwach ausgeprägt) und die negative Melzers-Reaktion im Stielfleisch (letztes Foto). Zudem kommt C. polygonius var. ereticulatus anscheinend bevorzugt in Laub-(Misch-)Wäldern vor, nicht jedoch im sauren Fichtenwald, wobei C. calopus natürlich auch nicht auf dieses Habitat beschränkt ist (siehe unten). Erstnachweis für die Steiermark.
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Caloboletus calopus: Buchen-Wald über Dolomit, mit einer einzelnen Föhre in der Nähe. Die Unterschiede zu C. polygonius var. ereticulatus sieht man hier schön: Deutlich weiter nach unten laufendes Stielnetz (welches jedoch ungewöhnlich fein ausgeprägt war!) und intensiv amyloides Stielfleisch. Ökologisch war hier jedoch kein Unterschied festzustellen.
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Schöne Grüße
Gernot

Re: Juni-Pilze

#3
Lieber Gernot,

als "banal" würde ich keinen deiner Funde bezeichnen. Zu den "besonderen" gratuliere ich dir wieder einmal.
Vor einer Woche habe ich in einem Fichtenwald nach den 'gelben' gefahndet. Die waren zahlreich vertreten, ebenso Mycetinis scorodonius.
Als Einzelgänger vertreten sind noch Amanita rubescens, Amanita vaginata und Albatrellus ovinus zu erwähnen
Unter den wenigen Laubbäumen wie Birke & Hainbuche habe ich nix gefunden.
Ca. 1 - 1,5 kg Eierschwammerl habe ich mitgenommen und Mühe gehabt, die an den Mann bzw. Frau zu bringen. Martina und Bieni mögen Schwammergulasch, genauer gesagt den Knödel und die Sauce. Die Schwammerl wandern wie von Zauberhand an den Tellerrand, 'its a kind of Magic' ;-)

lgpeter

Re: Juni-Pilze

#4
Lieber Gernot

Vielen Dank für deine schönen Fotos! Da sind seltene Arten dabei, denen ich noch nie begegnet bin.
Bei einigen deiner Funde erstaunt mich das jahreszeitlich sehr frühe Erscheinen. Die Gründe dafür würden mich interessieren.

Deine Neolentinus adhaerens sehen für mich aus wie alte Exemplare von Neolentinus lepideus.
Das Substrat (Pinus), der schuppige Stiel und die Jahreszeit sind typisch für diesen wärmeliebenden Sommerpilz.
Den kälteliebenden Neolentinus adhaerens, der bei uns häufig ist, kenne ich nur mit einem Stiel, der in Längsrichtung leicht gerillt ist, aber nicht schuppig.

Ich habe von Neolentinus lepideus kürzlich eine Kultur angelegt, um ein wenig damit zu experimentieren,
weil dieser Pilz auch pharmakologisch interessant ist (Steigerung der Phagozytose).

LG
Gerhard
Zuletzt geändert von Gerry am 08.07.2022, 21:39, insgesamt 3-mal geändert.

Re: Juni-Pilze

#5
Lieber Peter, lieber Gerhard,

was C. cibarius betrifft, habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht – die wachsen teilweise schon fleißig, während manche andere, ansonsten häufige Arten momentan anscheinend noch auf bessere Zeiten warten. Nach der Hitzewelle muss man sich halt erstmal erholen...

Zum Neolentinus. Es fehlte der typische Geruch von N. lepideus, zudem war im Mikroskop reichlich gelbbraunes Exsudat vorhanden, weshalb ich ihn als N. adhaerens bestimmt habe. Jetzt habe ich mir das Exsikkat nochmals angesehen und nach Pleurozystiden gesucht, welche bei N. adhaerens ja vorhanden sein müssten – ich konnte in mehreren Präparaten aber keine beobachten, sodass ich hier anscheinend tatsächlich auf alte N. lepideus reingefallen bin. Wie du schon angemerkt hast, würde damit die Jahreszeit natürlich auch besser passen. Ich danke dir, dass du so genau hingeschaut hast!

Schöne Grüße
Gernot
cron