Gleichenberger und Stradner Kogel

#1
Servus,

ein paar Bilder einer kurzfristigen Exkursion am vergangenen Sonntag in die Südoststeiermark. Danke an Bernd (blauracke) fürs Zeigen der interessanten Habitate.

Gleichenberger Kogel, nahe Kogelbach-Ursprung:

Astraeus hygrometricus
DSC_1914.png
Hericium cirrhatum
DSC_1918.png

Gleichenberger Kogel, nördlicher Bereich:

Cantharellus ferruginascens
DSC_1926.png

Ehemaliger Steinbruch am Bschaidkogel (einer der beiden Gleichenberger Kogel):

Bolbitius variicolor
DSC_1928.png
Hypholoma subericaeum
DSC_1930.png
Laccaria purpureobadia
DSC_1941.png

"Hauspflegerwiese" im südlichen Bereich des Stradner Kogels:

Dermoloma cuneifolium
DSC_1952.png
Cuphophyllus roseascens
DSC_1955.png

Schöne Grüße
Gernot

Re: Gleichenberger und Stradner Kogel

#3
Servus Gernot,

danke fürs zeigen dieser schönen Funde!

Bei dem Hericium-Fruchtkörper bin ich allerdings sehr skeptisch, für mich sieht das nach H. erinaceus aus. Für H. cirrhatum passt mir weder die gleichmäßige Wuchsrichtung noch die Länge der Stacheln. Weiters fehlen mir die klar definierten Hüte mit deutlichem Rand.

Anbei noch zwei Bilder älterer Fruchtkörper der beiden Arten

H. erinaceus
C5905480-86A2-4C2B-9D6C-7C8F5CA8AAD5.jpeg
H. cirrhatum
37344754-6568-4B7E-8693-BB0CFB9F9FB8.jpeg

lg Flo

Re: Gleichenberger und Stradner Kogel

#4
Servus, Jock & Flo,

danke für eure Rückmeldungen!

Ja, der Stachelbart… Der war der eigentliche Grund für die Exkursion, da wir ursprünglich die Hoffnung auf H. erinaceus hatten (Bernd hatte sie bereits in frischerem Zustand fotografiert) – eine Art, die ich so gerne einmal in natura sehen würde. Im Feld war ich aufgrund der Hutkante und stacheligen (wenn auch kleinen) Hutoberfläche aber schon skeptisch, leider hat die mikroskopische Untersuchung die Zweifel dann bestätigt (Sp < 4,5 µm lang, scheinbar glatt, keine amyloide Reaktion der Hyphen festgestellt). Ein weiteres Foto aus einem anderen Winkel hänge ich an.
DSC_1919.png
Schöne Grüße
Gernot

Re: Gleichenberger und Stradner Kogel

#5
So kann ein Bild täuschen... auf dem ersten Foto hielt ich die Hutkante für die Anwachszone am Holz. Das gleichmäßige Wachstum der Stacheln verwundert mich allerdings immer noch, das habe ich in der Form noch nie gesehen, die Hutoberfläche ist allerdings ziemlich typisch für H. cirrhatum

Lg

Re: Gleichenberger und Stradner Kogel

#6
Lieber Gernot,
zu dem C.roseascens auf der Hauspflegerwiese:

Hier stelle ich eine verblüffende (wenn auch total blasse) Ähnlichkeit mit dem in der ÖZP 24(2015) ebenda abgebildeten und kommentierten C. (Hygrocybe) rigelliae
vom selben Standort fest. Damals und in etl. Vorfunden handelte es sich stets um grauviolette, nicht ausbleichende (od. rosa verfärbende), graulamellige Exemplare, die zuvor schon als H. lacmus bzw.H. flavipes ss. Boertmann angesprochen worden waren. Es gibt unter dem Namen H.radiata etl. Abbildungen im www die diesen Funden entsprechen könnten, - diese Art von Arnolds konnten diese Funde und die erwähnten Abbildungen allerdings laut Orginaldiagnose nicht sein: "Hut und Lamellen mit braunen Tönen, braunes Hutfleisch und Sporen Q 1,3-1,5!" Die Synonymisierung von. C. rigelliae (älterer Name!) mit C.roseascens in der Online Datenbank ist rätselhaft, und ich finde hierüber keinen Hinweis auf eine diesbez. Publikationen (siehe die Kommentare betr. rigelliae in der bez. diskutierten Literatur).
Liebe Grüße
Wolfgang

Re: Gleichenberger und Stradner Kogel

#7
Lieber Wolfgang,

danke für deine informative Rückmeldung. Ich war in den letzten Tagen unterwegs, deshalb erst jetzt meine Antwort.

Ich hänge ein weiteres Foto an, auf dem man den jüngeren Fruchtkörper von oben sieht. Meiner Einschätzung nach gehört diese Aufsammlung zur selben Art, die ich bereits hier als C. roseascens gezeigt habe: https://www.funga-austria.at/viewtopic. ... cens#p1223.

Folgende Unterschiede fallen mir zur Originalbeschreibung von H. rigelliae auf [ich beziehe mich hier auf den von Ludwig (2004) übersetzten Text]:
"Hut […] trocken weißlich grau mit violettlichem Hauch"
Einen violettlichen Farbton konnte ich trocken nicht beobachten, schon aber schwache Rosatöne. Zugegebenermaßen liegen diese Farbtöne nah beieinander, worauf auch Ludwig hinweist.
glatt, glänzend, mit dunkleren Fasern radial gestreift
Bei den Kollektionen, die ich bisher gesehen habe, auch bei der aus Straden, waren die Hüte junger Exemplare keineswegs glatt, sondern hatten oft feine, aufstehende Schüppchen in der Hutmitte.
konvex mit niedergedrücktem Zentrum und spitzer Warze geschmückt.
Einen spitzen Buckel in der niedergedrückten Mitte konnte ich bislang nicht beobachten.
Lamellen […] grau
Höchstens schwach; deutlich grau war der Farbton nicht.
Im Eichenwald auf Kalkboden
Das passt kaum, wobei man dazusagen muss, dass Ludwig seine Hygrocybe roseascens auch von einer kleinen bewaldeten Insel beschrieben hat, allerdings erwähnt er in der Einleitung seines Artikels (Ludwig 2004), dass von dort einige weitere Rötlinge, Saftlinge etc. bekannt sind – also Arten, die bei uns typischerweise auf Magerwiesen wachsen.

Insgesamt sehe ich also einige Abweichungen, die mich stark daran Zweifeln lassen, dass es sich bei unserer Kollektion von der Hauspflegerwiese tatsächlich um H. rigelliae handelt. Ich finde hingegen, dass die Darstellungen von H. roseascens von Ludwig (Protolog, Pilzkompendium) deutlich besser passen. Gerade die (jung) mit feinen, aufstehenden Schüppchen besetzten Hüte sowie der (schwache) Rosaton beim Austrocknen – welcher bei unserer Kollektion im Feld vorhanden war – sind hier m. E. wichtige Kriterien. Es ist aber natürlich gut möglich, dass auf der Hauspflegerwiese zwei verschiedene, wenn auch ähnliche Arten wachsen.

Vielleicht ist es auch interessant darauf hinzuweisen, wie ihr das ja in der ÖZP bereits getan habt, dass Ludwig, der damals Hygrophorus rigelliae zu Hygrocybe umkombinierte (Ludwig 2004), dieses Taxon im Pilzkompendium als ungeklärt ansieht.

Ich bin übrigens ganz deiner Meinung, dass H. radiata s. orig. etwas anderes ist.

Schöne Grüße
Gernot
DSC_1953.png