Grüß euch,
wie wir alle wissen gehören extensiv genutzte Grünlandflächen, ganz im Gegensatz zur Intensivnutzungsflächen, zu den absoluten Hotspots was die Artenvielfalt angeht. Leider sind deratige Flächen inzwischen schon fast als Ausnahmeerscheinungen zu bezeichnen und meist nur noch an schwer zugänglichen, maschinell kaum bearbeitbaren Standorten anzutreffen.
Durch den geringen wirtschftlichen Ertrag, die industrialisierung der Landwirtschaft und die "modernisierung" landwirtschaftlicher Methoden sind jedoch leider auch viele dieser Flächen in akuter Gefahr.
Bereits im Jahr 2016, damals jedoch noch rein aus dem Grund, dass ich zu faul war zwischen meinen Pilzkulturen auszumähen, habe ich mir fünf trächtige Soay-Auen zugelegt. Diese kleinschlägige, robuste Schafrasse ist (wie natürlich auch eine ganze Reihe weiterer, nicht so stark überzüchteter Nutztierrassen) perfekt für die extensive Beweidung in schwierigem Gelände geeignet.
Inzwischen habe ich noch einige weitere Flächen (gesamt ca. 3ha) zur Beweidung dazubekommen, welche großteils durch entsprechende Bewirtschaftung in schlechtem Zustand waren (verbuschung, vertritt, düngung), sich jedoch jetzt wieder erholen dürfen. Ab kommendem Jahr kommt eine weitere Fläche mit ca. 5,5ha hinzu, auf der ich einmal etwas genauer dokumentieren möchte, wie sich die Pilzvorkommen durch die Änderung der Bewirtschaftung über die Jahre verändern und entwickeln.
An diese Stelle werde ich euch darüber berichten was sich in den Flächen so tut und werde auch näher darauf eingehen, mit welcher Zielsetzung ich welche Maßnahmen setze, welche Probleme und Lösungswege sich ergeben in der Kombination einer wirtschaftliche Flächennutzung mit dem Erhalt bzw. der wiederherstellung artenreicher Extensivweideflächen, etc.
Das wars erst mal für heute, weil morgen steht mal eine kleine Gebirgsexkursion an.
Zum Abschluss aber noch zwei Funde der letzten Tage, aus einer Fläche die ich seit 2016 bewirtschafte. Zum Mikromerkmale kontrollieren hatte ich allerdings noch keine Zeit, deshalb beide noch mit nem großen cf.
Sowerbyella cf. radiculata
Entoloma cf. sodale
Re: Erhaltung und Wiederherstellung extensiver, artenreicher Weideflächen
#2Lieber Florian,
super Sache, dass Du dich um solche Weideflächen kümmern kannst! In der Tat sind diese Hotspots an gefährdeten Pilzarten. Und sehr selten geworden. Jede Aktivität, die zu mehr extensiv bewirtschafteten Flächen führt ist zu begrüßen. Die Entwicklung sollte wirklich genau dokumentiert werden, gerne unterstützen wir dich dabei soweit möglich.
Für Sowerbyella radiculata scheint es heuer zu passen, hat Herr Filler auch im Waldviertel gefunden.
LG
Irmgard
super Sache, dass Du dich um solche Weideflächen kümmern kannst! In der Tat sind diese Hotspots an gefährdeten Pilzarten. Und sehr selten geworden. Jede Aktivität, die zu mehr extensiv bewirtschafteten Flächen führt ist zu begrüßen. Die Entwicklung sollte wirklich genau dokumentiert werden, gerne unterstützen wir dich dabei soweit möglich.
Für Sowerbyella radiculata scheint es heuer zu passen, hat Herr Filler auch im Waldviertel gefunden.
LG
Irmgard
Re: Erhaltung und Wiederherstellung extensiver, artenreicher Weideflächen
#3Lieber Florian,
das ist wirklich ein tolles Vorhaben, da bin ich auf deine weiteren Berichte schon sehr gespannt!
Der gelbe Becherling sieht interessant aus, wobei ich da jetzt ganz spontan eher nicht an eine Sowerbyella gedacht hätte – aber ich kann mich natürlich täuschen. Da lohnt es sich auf jeden Fall, das Mikroskop anzuwerfen.
Schöne Grüße
Gernot
das ist wirklich ein tolles Vorhaben, da bin ich auf deine weiteren Berichte schon sehr gespannt!
Der gelbe Becherling sieht interessant aus, wobei ich da jetzt ganz spontan eher nicht an eine Sowerbyella gedacht hätte – aber ich kann mich natürlich täuschen. Da lohnt es sich auf jeden Fall, das Mikroskop anzuwerfen.
Schöne Grüße
Gernot
Re: Erhaltung und Wiederherstellung extensiver, artenreicher Weideflächen
#4Lieber Gernot, liebe Irmgard,
eigentlich wollte ich dieses Wochenende zumindest noch eine Vorstellung der Flächen einstellen, allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich heute so viele Interessante Funde zu bearbeiten habe.
Zu Sowerbyella bin ich auch nur in Ermangelung an brauchbaren Alternativen gekommen. Die Fruchtkörper waren, wie im Bild ersichtlich, alle recht deutlich gestielt, +- wurzelnd und ich konnte keine Verbindung zu organischem Grobmaterial feststellen. Makroskopisch passt die kollektion recht gut auf die Beschreibung von S. radiculata aus KLOVAC/VOGLMAYER "Beobachtungen zur Gattung Sowerbyella in Österreich"
Aber wie gesagt, die kommen auf jeden Fall noch mal unters Mikro.
Liebe Grüße
eigentlich wollte ich dieses Wochenende zumindest noch eine Vorstellung der Flächen einstellen, allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich heute so viele Interessante Funde zu bearbeiten habe.
Zu Sowerbyella bin ich auch nur in Ermangelung an brauchbaren Alternativen gekommen. Die Fruchtkörper waren, wie im Bild ersichtlich, alle recht deutlich gestielt, +- wurzelnd und ich konnte keine Verbindung zu organischem Grobmaterial feststellen. Makroskopisch passt die kollektion recht gut auf die Beschreibung von S. radiculata aus KLOVAC/VOGLMAYER "Beobachtungen zur Gattung Sowerbyella in Österreich"
Aber wie gesagt, die kommen auf jeden Fall noch mal unters Mikro.
Liebe Grüße
Re: Erhaltung und Wiederherstellung extensiver, artenreicher Weideflächen
#5Fläche 1 (Schl-1-2016)
580-610m, ~1ha, Flysch
Diese Fläche besteht zu etwa 50% aus einem Rutschungskegel, welcher vor etwa 200Jahren entstanden ist. Die Senke wird begrenzt durch einen kleinen Bach, gesäumt von einem Baumstreifen (Fagus, Carpinus, Acer pseudoplatanus, Abies) und einem relativ trockenen, bewaldeten Rücken (Fag., Carp., A. pseu., Populus tremula, Larix)
Als interessantes Kleinhabitat zu erwähnen, ist eine kleine Sickerquelle, welche am Fuß des Rutschungskegels austritt.
Ausgangslage:
Die Fläche ist im Besitz einer Privatperson und wurde bis zur Übernahme von einem angrenzenden Landwirt als Weidefläche genutzt, allerdings wurden nur 1-2x/Jahr für relativ kurze Zeit (max. 2-3 Wochen) Milchkühe aufgetrieben und ansonsten in den letzten 15 Jahren keine weiteren Erhaltungsmaßnahmen gesetzt. Durch die zeitlich sehr begrenzte Beweidung mit ungeeignetem Vieh waren etwa 30% der ursprünglichen Grünlandfläche verbuscht, in erster Linie die schwer zugänglichen Bereiche.
flachere und besser zugängliche Bereiche waren einerseits von Überdüngung betroffen (wurden auch zur Ausbringung häuslicher Abwässer genutzt) und andererseits durch Vertritt geschädigt.
der angesprochene Quellbereich war nicht viel mehr als ein zertrampeltes Schlammloch.
interessante Pilzarten waren kaum zu beobachten (abgesehen von Mykorrhizapartner der umliegenden Altbäume), hauptsächlich Agaricus, Panaeolus, Coprinus s.l.
Gesetzte Maßnahmen:
ab 2016 Dauerbeweidung mit relativ hoher Bestandsdichte, kombinert mit schrittweiser Rodung der verbuschten Flächen, allerdings nur in einem Ausmaß, dass die gerodeten Flächen fürs Vieh zuänglich wurden und durch abfressen der Jungaustriebe auch eine dauerhafte Umwandlung in Grünland möglich war.
gezielte Aushagerungsmahd der stark stickstoffbelasteten Zonen
vorsichtige Nachsaat mit Poa pratensis in den entstandenen bodenoffenen Zonen, zum schnellen erreichen einer trittstabilen, geschlossenen Grasnarbe und zum Unterbinden einer unkontrollierten Ausbreitung von Urtica, Trifolia repens und diversen Distelarten. Auf weitere Einsaat wurde verzichtet, weil ein ausreichender Eintrag Standortgerechter Kräutersamen aus den umliegenden Flächen erfolgt
Aktuelle Situation:
Verbuschung wurde wieder weitgehend zurückgeträngt, abgesehen von einigen bewust belassenen Inseln die der Fläche etwas zusätzliche Struktur Geben sollen
in den überdüngten Bereichen ist langsam ein Ausmagerungseffekt zu beobachten
ehemals verbuschte Berieche sind zwar immer noch relativ stark mit Brennessel verwuchert, wandeln sich durch konsequente Mahd jedoch langsam auch in Wiesenflächen um
seit Herbst 2019 sind auch bei den Wiesenpilzen die ersten Anzeichen der Bewirtschaftungsänderung sichtbar (Entoloma sp., Cuphophyllus virgineus, Hygrocybe cf. chlorophana)
Zukünftige Maßnahmen:
Reduktion des Viehbestandes um 30% (der Hohe Bestand war zwar zur bekämpfung der verbuschung notwendig, zum freihalten ist jedoch kein derart hoher Futterdruck mehr notwendig)
Liebe Grüße
580-610m, ~1ha, Flysch
Diese Fläche besteht zu etwa 50% aus einem Rutschungskegel, welcher vor etwa 200Jahren entstanden ist. Die Senke wird begrenzt durch einen kleinen Bach, gesäumt von einem Baumstreifen (Fagus, Carpinus, Acer pseudoplatanus, Abies) und einem relativ trockenen, bewaldeten Rücken (Fag., Carp., A. pseu., Populus tremula, Larix)
Als interessantes Kleinhabitat zu erwähnen, ist eine kleine Sickerquelle, welche am Fuß des Rutschungskegels austritt.
Ausgangslage:
Die Fläche ist im Besitz einer Privatperson und wurde bis zur Übernahme von einem angrenzenden Landwirt als Weidefläche genutzt, allerdings wurden nur 1-2x/Jahr für relativ kurze Zeit (max. 2-3 Wochen) Milchkühe aufgetrieben und ansonsten in den letzten 15 Jahren keine weiteren Erhaltungsmaßnahmen gesetzt. Durch die zeitlich sehr begrenzte Beweidung mit ungeeignetem Vieh waren etwa 30% der ursprünglichen Grünlandfläche verbuscht, in erster Linie die schwer zugänglichen Bereiche.
flachere und besser zugängliche Bereiche waren einerseits von Überdüngung betroffen (wurden auch zur Ausbringung häuslicher Abwässer genutzt) und andererseits durch Vertritt geschädigt.
der angesprochene Quellbereich war nicht viel mehr als ein zertrampeltes Schlammloch.
interessante Pilzarten waren kaum zu beobachten (abgesehen von Mykorrhizapartner der umliegenden Altbäume), hauptsächlich Agaricus, Panaeolus, Coprinus s.l.
Gesetzte Maßnahmen:
ab 2016 Dauerbeweidung mit relativ hoher Bestandsdichte, kombinert mit schrittweiser Rodung der verbuschten Flächen, allerdings nur in einem Ausmaß, dass die gerodeten Flächen fürs Vieh zuänglich wurden und durch abfressen der Jungaustriebe auch eine dauerhafte Umwandlung in Grünland möglich war.
gezielte Aushagerungsmahd der stark stickstoffbelasteten Zonen
vorsichtige Nachsaat mit Poa pratensis in den entstandenen bodenoffenen Zonen, zum schnellen erreichen einer trittstabilen, geschlossenen Grasnarbe und zum Unterbinden einer unkontrollierten Ausbreitung von Urtica, Trifolia repens und diversen Distelarten. Auf weitere Einsaat wurde verzichtet, weil ein ausreichender Eintrag Standortgerechter Kräutersamen aus den umliegenden Flächen erfolgt
Aktuelle Situation:
Verbuschung wurde wieder weitgehend zurückgeträngt, abgesehen von einigen bewust belassenen Inseln die der Fläche etwas zusätzliche Struktur Geben sollen
in den überdüngten Bereichen ist langsam ein Ausmagerungseffekt zu beobachten
ehemals verbuschte Berieche sind zwar immer noch relativ stark mit Brennessel verwuchert, wandeln sich durch konsequente Mahd jedoch langsam auch in Wiesenflächen um
seit Herbst 2019 sind auch bei den Wiesenpilzen die ersten Anzeichen der Bewirtschaftungsänderung sichtbar (Entoloma sp., Cuphophyllus virgineus, Hygrocybe cf. chlorophana)
Zukünftige Maßnahmen:
Reduktion des Viehbestandes um 30% (der Hohe Bestand war zwar zur bekämpfung der verbuschung notwendig, zum freihalten ist jedoch kein derart hoher Futterdruck mehr notwendig)
Liebe Grüße
Re: Erhaltung und Wiederherstellung extensiver, artenreicher Weideflächen
#6Einen besonderen Bewohner der vorgestellten Fläche hab ich noch ganz vergessen
Austropotamobius torrentium
Austropotamobius torrentium
Re: Erhaltung und Wiederherstellung extensiver, artenreicher Weideflächen
#7Servus Florian,
der Steinkrebs darf sich schon mal freuen, dass du diese Weideflächen übernommen hast. Spannend mitzuverfolgen, wie sich dieses Gebiet entwickeln wird,
LG
Peter
der Steinkrebs darf sich schon mal freuen, dass du diese Weideflächen übernommen hast. Spannend mitzuverfolgen, wie sich dieses Gebiet entwickeln wird,
LG
Peter
Re: Erhaltung und Wiederherstellung extensiver, artenreicher Weideflächen
#8Hallo Florian,
das ist ein ganz wunderbares Projekt, welches Du gestartet hast!
Erfahrungsgemäß fruktifizieren auf extensiven Weideflächen auch viele und oftmals seltene coprophile Pilze.
Falls Du über den Großpilzen hinaus auch an denen interessiert bist, würde ich Dich gern unterstützen.
Ich könnte mir vorstellen, hin und wieder eine Dungprobe in Kultur zu nehmen und das sich entwickelnde Artenspektrum zu untersuchen.
Solltest Du selbst Dungpilze entdecken, kannst Du sie natürlich hier gern zur Diskussion stellen.
Kleiner Tipp dazu.
Im Pilzforum.eu gibt es ein Unterforum Coprophile Pilze, wo diese seit mehreren Jahren vorgestellt und besprochen werden.
Siehe hier: https://www.pilzforum.eu/board/board/25 ... ile-pilze/
Liebe Grüße,
Nobi
das ist ein ganz wunderbares Projekt, welches Du gestartet hast!
Erfahrungsgemäß fruktifizieren auf extensiven Weideflächen auch viele und oftmals seltene coprophile Pilze.
Falls Du über den Großpilzen hinaus auch an denen interessiert bist, würde ich Dich gern unterstützen.
Ich könnte mir vorstellen, hin und wieder eine Dungprobe in Kultur zu nehmen und das sich entwickelnde Artenspektrum zu untersuchen.
Solltest Du selbst Dungpilze entdecken, kannst Du sie natürlich hier gern zur Diskussion stellen.
Kleiner Tipp dazu.
Im Pilzforum.eu gibt es ein Unterforum Coprophile Pilze, wo diese seit mehreren Jahren vorgestellt und besprochen werden.
Siehe hier: https://www.pilzforum.eu/board/board/25 ... ile-pilze/
Liebe Grüße,
Nobi
Re: Erhaltung und Wiederherstellung extensiver, artenreicher Weideflächen
#9Lieber Nobi,
herzlichen Dank für dein Angebot, natürlich würde mich auch dieses Thema interessieren, allerdings werde ich wohl in absehbarer Zeit nicht dazu kommen mich dem Bereich näher zu widmen. Wenn du allerdings gerne öfter mal Proben hättest zum in Kultur nehmen, dann lasse ich dir diese sehr gerne zukommen. Meist kann ich dir auch recht detailierte Informationen dazu geben, welche Pflanzen den aktuellen Hauptbestandteil der Nahrung ausmachen, bzw. dir gezielt Probe mit einem möglichst großen Spektrum an Pflanzlichem Ausgansmaterial zusammenstellen, nachdem ich vermute, dass dies auch Einfluss auf die in weiterer Folge wachsenden Pilzarten haben wird.
Liebe Grüße
herzlichen Dank für dein Angebot, natürlich würde mich auch dieses Thema interessieren, allerdings werde ich wohl in absehbarer Zeit nicht dazu kommen mich dem Bereich näher zu widmen. Wenn du allerdings gerne öfter mal Proben hättest zum in Kultur nehmen, dann lasse ich dir diese sehr gerne zukommen. Meist kann ich dir auch recht detailierte Informationen dazu geben, welche Pflanzen den aktuellen Hauptbestandteil der Nahrung ausmachen, bzw. dir gezielt Probe mit einem möglichst großen Spektrum an Pflanzlichem Ausgansmaterial zusammenstellen, nachdem ich vermute, dass dies auch Einfluss auf die in weiterer Folge wachsenden Pilzarten haben wird.
Liebe Grüße
Re: Erhaltung und Wiederherstellung extensiver, artenreicher Weideflächen
#10Hallo Florian,
Dein Angebot, mir ein paar Dungproben zum Kultivieren zuzusenden, nehme ich gern an.
Ideal ist bereits etwas älterer Dung, an dem am besten bereits einige "little black dots" zu erkennen sind (Pyrenos) bzw. sonstige Ascos, aber auch Basidiomyceten (zB Tintlinge, Kahlköpfe, Düngerlinge). Der Dung kann durchaus getrocknet sein, ich würde den und seine eventuellen pilzlichen Begleiter in einer Feuchtkammer wieder aufleben lassen. Bitte nicht zuviel schicken, max. 10 - 20 Köttel vom Schaf, Reh, Hase usw. sind realistisch zu bearbeiten. Interessant wären auch die verschiedenen jahreszeitlichen Aspekte. Meine Adresse schicke ich Dir gern per PN.
Liebe Grüße,
Nobi
Dein Angebot, mir ein paar Dungproben zum Kultivieren zuzusenden, nehme ich gern an.
Ideal ist bereits etwas älterer Dung, an dem am besten bereits einige "little black dots" zu erkennen sind (Pyrenos) bzw. sonstige Ascos, aber auch Basidiomyceten (zB Tintlinge, Kahlköpfe, Düngerlinge). Der Dung kann durchaus getrocknet sein, ich würde den und seine eventuellen pilzlichen Begleiter in einer Feuchtkammer wieder aufleben lassen. Bitte nicht zuviel schicken, max. 10 - 20 Köttel vom Schaf, Reh, Hase usw. sind realistisch zu bearbeiten. Interessant wären auch die verschiedenen jahreszeitlichen Aspekte. Meine Adresse schicke ich Dir gern per PN.
Liebe Grüße,
Nobi
Re: Erhaltung und Wiederherstellung extensiver, artenreicher Weideflächen
#11Grüß euch,
irgendwie habe ich, aufgrund diverser anderer Aufgaben, ganz darauf vergessen, dass ich hier ja die Fortschritte meines privaten Extensivweiden-Schutzprojekts vorstellen wollte.
Aktuell bin ich mit der Errichtung entsprechender Umzäunungen in den neu übernommenen Flächen beschäftigt. Nachdem dies jedoch durchaus als körperlich fordernde Arbeit zu bezeichnen ist, bleibt in den Pausen auch immer mal wieder Zeit einen Blick auf potentiell interessante Habitate zu werfen.
Neben vielen Ciboria-Kollektionen und einigen Sarcoscypha-Fruchtkörpern, die aber allesamt noch auf Betimmung warten, konnte ich diese hübschen Moosparasiten entdecken, die ich (nach zugegebenermaßen flüchtigem Blick durchs Mikro) als Arrhenia retiruga bestimmt hätte.
Liebe Grüße
irgendwie habe ich, aufgrund diverser anderer Aufgaben, ganz darauf vergessen, dass ich hier ja die Fortschritte meines privaten Extensivweiden-Schutzprojekts vorstellen wollte.
Aktuell bin ich mit der Errichtung entsprechender Umzäunungen in den neu übernommenen Flächen beschäftigt. Nachdem dies jedoch durchaus als körperlich fordernde Arbeit zu bezeichnen ist, bleibt in den Pausen auch immer mal wieder Zeit einen Blick auf potentiell interessante Habitate zu werfen.
Neben vielen Ciboria-Kollektionen und einigen Sarcoscypha-Fruchtkörpern, die aber allesamt noch auf Betimmung warten, konnte ich diese hübschen Moosparasiten entdecken, die ich (nach zugegebenermaßen flüchtigem Blick durchs Mikro) als Arrhenia retiruga bestimmt hätte.
Liebe Grüße
Re: Erhaltung und Wiederherstellung extensiver, artenreicher Weideflächen
#12Fläche 2 (Schl-2-2017)
620-660m, ~1,3ha, Flysch
relativ trockene, stark strukturierte Fläche, welche auch zum Zeitpunkt der Übernahme in recht gutem Zustand war. Einerseits gesäumt durch einen Hohlweg mit P. tremula, A. pseudoplatanus und Quercus an der Böschungskante. Ansonsten nur von extensiven Schafweiden und einmahdigen Wiesen umgeben.
Ausgangslage:
Diese Fläche wurde bis ca. 2005 als Weidefläche genutzt, seither wurde durch einmalige Mahd zumindest der Verbuschung vorgebeugt, ansonsten wurden in den letzten 15 Jahren jedoch keine Bewirtschaftungsmaßnahmen gesetzt.
Grundsätzlich war die Fläche schin zum Zeitpunkt der Übernahme in gutem Erhaltungszustand, in Ermangelung eines Bewirtschafters stand jedoch die Überlegung im Raum, die Fläche aufzuforsten.
Gesetzte Maßnahmen:
ab 2017 Koppelbeweidung während der Sommermonate
Auslichtung einiger kleinflächiger, verbuschter Zonen in den Randbereichen der Weidefläche
Aktuelle Situation:
Aufgrund des positiven Erhaltungszustands zum Zeitpunkt der Übernahme waren in den ersten Bewirtschaftungsjahren keine nennenswerten Habitatveränderungen zu beobachten
Starke Vorkommen von Lycoperdon utriforme, Macrolepiota mastoidea, M. konradii, Rugosomyces carneus. Aufgrund der suboptimalen Witterungsbedingungen wurden die Pilzvorkommen der Fläche im letzten Jahr nur mäßig untersucht
Zukünftige Maßnahmen:
fortlaufende Beweidung
Liebe Grüße
620-660m, ~1,3ha, Flysch
relativ trockene, stark strukturierte Fläche, welche auch zum Zeitpunkt der Übernahme in recht gutem Zustand war. Einerseits gesäumt durch einen Hohlweg mit P. tremula, A. pseudoplatanus und Quercus an der Böschungskante. Ansonsten nur von extensiven Schafweiden und einmahdigen Wiesen umgeben.
Ausgangslage:
Diese Fläche wurde bis ca. 2005 als Weidefläche genutzt, seither wurde durch einmalige Mahd zumindest der Verbuschung vorgebeugt, ansonsten wurden in den letzten 15 Jahren jedoch keine Bewirtschaftungsmaßnahmen gesetzt.
Grundsätzlich war die Fläche schin zum Zeitpunkt der Übernahme in gutem Erhaltungszustand, in Ermangelung eines Bewirtschafters stand jedoch die Überlegung im Raum, die Fläche aufzuforsten.
Gesetzte Maßnahmen:
ab 2017 Koppelbeweidung während der Sommermonate
Auslichtung einiger kleinflächiger, verbuschter Zonen in den Randbereichen der Weidefläche
Aktuelle Situation:
Aufgrund des positiven Erhaltungszustands zum Zeitpunkt der Übernahme waren in den ersten Bewirtschaftungsjahren keine nennenswerten Habitatveränderungen zu beobachten
Starke Vorkommen von Lycoperdon utriforme, Macrolepiota mastoidea, M. konradii, Rugosomyces carneus. Aufgrund der suboptimalen Witterungsbedingungen wurden die Pilzvorkommen der Fläche im letzten Jahr nur mäßig untersucht
Zukünftige Maßnahmen:
fortlaufende Beweidung
Liebe Grüße
Re: Erhaltung und Wiederherstellung extensiver, artenreicher Weideflächen
#13Soay-Schaf
weiters sollten in diesem Zusammenhang natürlich auch meine fleissigen Helferleins einmal vorgestellt werden.
Diese Schafrasse wurde kaum züchterisch bearbeitet und wurde vermutlich von frühen Siedlern oder später von den Wikingern auf der Insel Soay (St.-Kilda-Archipel) angesiedelt und verwilderte dort in weiterer Folge. Durch die schwere zugänglichkeit der Insel blieb die dortige Population weitgehen von menschlichem Einfluss verschont und repräsentiert bis heute den Zuchtzustand des Hausschafs während des Neolithikums.
Wenngleich die Zuwachsraten dieser kaum nennenswert sind und die Haltung als durchaus anspruchsvoll zu bezeichnen ist, hat diese Rasse auch viele Vorteile, die speziell in der Nutzung als Landschaftserhalter hervorzuheben sind.
Zur stabilisierung des Genpools (durch die langjährige Isolation der Inselpopulation naheliegenderweise verarmt) wurden zur Weiterzucht in geringem Maß Kamerun- und Mufflon-Böcke eingekreuzt.
Nachteile:
langsames Wachstum
geringe Fleischproduktion
schlechter Ausschlachtungsgrad
Wildtiercharakter (kaum zu fange, selbst nach Jahren kaum handzahm zu bekommen)
Vorteile:
hohe Krankheits- und Parasitenresistenz
eigenständiger Fellwechsel (keine Schur notwendig)
kaum Probleme in der Ablammung
gute, fürsorgliche Muttertiere
geringes Lebendgewicht, dadurch kaum Vertirittschäden (starke Böcke bis ca. 55kg)
hervorragende Fleischqualität, selbst bei älteren Tieren
extreme Geländegängigkeit
unselektive Futteraufnahme (selbst undurchdringliches Dornengestrüpp wird gefressen, als wäre es frischer, geputzter Salat)
Liebe Grüße
weiters sollten in diesem Zusammenhang natürlich auch meine fleissigen Helferleins einmal vorgestellt werden.
Diese Schafrasse wurde kaum züchterisch bearbeitet und wurde vermutlich von frühen Siedlern oder später von den Wikingern auf der Insel Soay (St.-Kilda-Archipel) angesiedelt und verwilderte dort in weiterer Folge. Durch die schwere zugänglichkeit der Insel blieb die dortige Population weitgehen von menschlichem Einfluss verschont und repräsentiert bis heute den Zuchtzustand des Hausschafs während des Neolithikums.
Wenngleich die Zuwachsraten dieser kaum nennenswert sind und die Haltung als durchaus anspruchsvoll zu bezeichnen ist, hat diese Rasse auch viele Vorteile, die speziell in der Nutzung als Landschaftserhalter hervorzuheben sind.
Zur stabilisierung des Genpools (durch die langjährige Isolation der Inselpopulation naheliegenderweise verarmt) wurden zur Weiterzucht in geringem Maß Kamerun- und Mufflon-Böcke eingekreuzt.
Nachteile:
langsames Wachstum
geringe Fleischproduktion
schlechter Ausschlachtungsgrad
Wildtiercharakter (kaum zu fange, selbst nach Jahren kaum handzahm zu bekommen)
Vorteile:
hohe Krankheits- und Parasitenresistenz
eigenständiger Fellwechsel (keine Schur notwendig)
kaum Probleme in der Ablammung
gute, fürsorgliche Muttertiere
geringes Lebendgewicht, dadurch kaum Vertirittschäden (starke Böcke bis ca. 55kg)
hervorragende Fleischqualität, selbst bei älteren Tieren
extreme Geländegängigkeit
unselektive Futteraufnahme (selbst undurchdringliches Dornengestrüpp wird gefressen, als wäre es frischer, geputzter Salat)
Liebe Grüße
Re: Erhaltung und Wiederherstellung extensiver, artenreicher Weideflächen
#14Servus Florian,
die drei entzückenden Schafbabies hast du mit nach Hause genommen oder haben die vor Ort einen so noblen Stall? Das könnte die erste Generation von handzahmen Soay-Schafen werden, wünsche ich dir jedenfalls.
Du schreibst, dass die Haltung anspruchsvoll ist. Dem Wildtiercharakter nach sollte es eher eine anspruchslose sein, so meine laienhafte Denke.
Laienhaft geht's weiter, mit der 123pilze Bestimmung. Deinen Arrhenia retiruga Fund beschreibt Wolfgang darin aber recht gut, https://www.123pilzsuche.de/daten/detai ... osling.htm
Spannender Dauerthread, coprophile Pilze werden dir auch noch begegnen. Hoffenlich nicht unter deinen Schuhsohlen ;.)
Danke für's mitnehmen,
LG
Peter
die drei entzückenden Schafbabies hast du mit nach Hause genommen oder haben die vor Ort einen so noblen Stall? Das könnte die erste Generation von handzahmen Soay-Schafen werden, wünsche ich dir jedenfalls.
Du schreibst, dass die Haltung anspruchsvoll ist. Dem Wildtiercharakter nach sollte es eher eine anspruchslose sein, so meine laienhafte Denke.
Laienhaft geht's weiter, mit der 123pilze Bestimmung. Deinen Arrhenia retiruga Fund beschreibt Wolfgang darin aber recht gut, https://www.123pilzsuche.de/daten/detai ... osling.htm
Spannender Dauerthread, coprophile Pilze werden dir auch noch begegnen. Hoffenlich nicht unter deinen Schuhsohlen ;.)
Danke für's mitnehmen,
LG
Peter
Re: Erhaltung und Wiederherstellung extensiver, artenreicher Weideflächen
#15Servus Peter,
die Bilder von den Zwergen sind natürlich bei mir zu Hause entstanden. Passiert zwar nur recht selten, aber ab und zu werden Lämmer von den Müttern verstoßen (bei Mehrlingen) weil sie nicht genug Milch produzieren können um alle durchzufüttern.
Die gezeigten sind inzwischen 12 bzw. 24 Monate alt und verfolgen mich auf Schritt und Tritt wenn ich in den Weiden unterwegs bin.
Solange keine Probleme auftreten, hast du natürlich recht damit, dass diese Rasse ziemlich anspruchslos ist, wenn allerdings mal Probleme auftreten kann es recht unlustig werden.
Beispielsweise hatte ich im Frühwinter eine Aue, die sich ein Horn abgebrochen hat, allerings hing dieses noch an einem Hautlappen und musste zur Wundversorgung und zur Vermeidung von Folgeverletzungen entfernt werden. Normalerweise fange ich die Tiere in einem Pferch, was in diesem Fall jedoch wegen des hohen Risikos zusätzlicher Verletzungen nicht möglich war. Nach !drei Tagen! ist es mir schlussendlich gelungen das Schaf schonend zu fangen, das Horn herunterzuoperieren und die Wunde entsprechend zu versorgen...
Solange also alle bei bester gesundheit in der Weide unterwegs sind ... total unproblematisch
Sobald Probleme auftreten, Tiere gefangen werden müssen uÄ ... alles, nur sicher nicht unproblematisch ;)
In die coprophilen Pilze arbeite ich mich gerade etwas ein, weil ich immer wieder mal auf spannende Sachen stoße, aber da werde ich noch etwas Zeit brauchen bis ich korrekt bestimmte Funde herzeigen kann.
Liebe Grüße
die Bilder von den Zwergen sind natürlich bei mir zu Hause entstanden. Passiert zwar nur recht selten, aber ab und zu werden Lämmer von den Müttern verstoßen (bei Mehrlingen) weil sie nicht genug Milch produzieren können um alle durchzufüttern.
Die gezeigten sind inzwischen 12 bzw. 24 Monate alt und verfolgen mich auf Schritt und Tritt wenn ich in den Weiden unterwegs bin.
Solange keine Probleme auftreten, hast du natürlich recht damit, dass diese Rasse ziemlich anspruchslos ist, wenn allerdings mal Probleme auftreten kann es recht unlustig werden.
Beispielsweise hatte ich im Frühwinter eine Aue, die sich ein Horn abgebrochen hat, allerings hing dieses noch an einem Hautlappen und musste zur Wundversorgung und zur Vermeidung von Folgeverletzungen entfernt werden. Normalerweise fange ich die Tiere in einem Pferch, was in diesem Fall jedoch wegen des hohen Risikos zusätzlicher Verletzungen nicht möglich war. Nach !drei Tagen! ist es mir schlussendlich gelungen das Schaf schonend zu fangen, das Horn herunterzuoperieren und die Wunde entsprechend zu versorgen...
Solange also alle bei bester gesundheit in der Weide unterwegs sind ... total unproblematisch
Sobald Probleme auftreten, Tiere gefangen werden müssen uÄ ... alles, nur sicher nicht unproblematisch ;)
In die coprophilen Pilze arbeite ich mich gerade etwas ein, weil ich immer wieder mal auf spannende Sachen stoße, aber da werde ich noch etwas Zeit brauchen bis ich korrekt bestimmte Funde herzeigen kann.
Liebe Grüße